Dunkelschwarzhellweißundallesdazwischen

Schon vor ein paar Tagen erschienen: Das Netzwerk Faire Mode schreibt zur Gefängnisarbeit bei Takko. Der Textildiskonter ist süffisanterweise Mitgleid bei der Fair Wear Foundation. Sehr gut beschrieben ist da auch die Zertifizierungsmöglichkeit durch SA 8000, ein Standard für Managementsysteme für Arbeitsstandards. Dieser SA 8000 ist ein Hund, weil er oft als Standard für faires und soziales Arbeiten interpretiert wird. Bullshit. Könnt ihr euch an die Fabrik in Pakistan erinnern, bei der vor wenigen Wochen fast 300 ArbeiterInnen starben, weil die Fenster vergittert und die Ausgänge versperrt waren? Diese Fabrik war ebenfalls SA 8000 zertifiziert…

Auf alle Fälle: Sehr spannender, ausführlicher Beitrag von Mark Starmanns vom Netzwerk Faire Mode. Lesenswert! Mark hat absolut recht – es bringt nichts, jetzt rein Takkos Mitgliedschaft bei der Fair Wear Foundation zu skandalisieren (dass chinesische Gefängnisinsassen für Takko nähen, ist sehr wohl ein Skandal). Takko hat eine Käuferschaft, die sich im Allgemeinen wohl kaum für nachhaltige Prouktion interessiert, und die extrem günstig einkaufen will. Dass Takko dennoch an den Sozialstandards in den für sie produzierenden Fabriken arbeiten will, so schwer das durch hohe Intransparenz der Lieferkette ist, spricht für den Diskonter. Aus der Intransparenz erklärt sich mir der Skandal. Und mir zeigts, dass es sinnlos ist, schwarzweiß/gutböse zu zeichnen. Diejenigen, die versuchen wollen, sich Richtung Nachhaltigkeit zu entwickeln, denen muss man unter die Arme greifen, aber auch ordentlich auf die Finger klopfen, sollte man merken, dass sie nur auf Greenwashing und Imagepflege aus sind. Ich will jetzt Takko nicht entlasten und sagen: Aber sie können ja nix dafür. Nein, sie hätten es wissen müssen. Sie sollten unbedingt für mehr Offenheit in der Lieferkette sorgen. Aber sie haben sich immerhin über die FWF dazu bekannt und sollten sich gerade auf einem – recht steinigen – Weg dorthin befinden.

Das ist ja auch mein großes Problem mit dem Textilschweden. Einerseits ist er allein schon durch seine Größe am Weltmarkt und dem Schwerpunkt auf konventionelle Produktion böse, dunkelschwarz. Andererseits ist es ebenfalls Tatsache, dass ohne den Textilschweden die Biobaumwollproduktion sich weitaus langsamer entwickeln würde, er ist der größte Abnehmer von Biobaumwolle weltweit, also: weiß. Aber wenn die blonde Schönheit, die die CSR-Abteilung leitet, wieder heiße Luft von sich gibt, wirds wieder dünkler.

Mich erinnert das an das Problem, das NGOs sehr oft haben – ich sag jetzt mal „wir“ kassieren oft den Vorwurf, Verhinderer zu sein, überall gleich dagegen zu sein. Der Haken da ist schnell erklärt: In der Öffentlichkeit, in den Medien, da musst du schwarzweiß zeichnen. Ein Feindbild zeichnen, gegen eine Firma kampagnisieren. Oft ist das ja auch gut und bringt was, aber man läuft Gefahr, zarte Pflänzchen der Entwicklung gleich mal im Keim zu ersticken.

Fazit? Hab ich keins. Außer vielleicht, dass diese Individualisierung auf jeden einzelnen Hersteller unfassbar viel Arbeit mit sich bringt. Die es aber wert sein sollte.

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